Durch die Auen der Siegmündung
Wandern mit Gunnar So 15. Juli 2018
Der Startpunkt unserer Wanderung an der Sieg-Mündung war für uns etwas ungewöhnlich: Mondorf (Niederkassel, Rhein-Sieg-Kreis) am rechten Rheinufer. Dazu hatte sich Gunnar etwas Besonderes ausgedacht, denn es ging nicht über die rechtsrheinische Autobahn A 59 sondern über die linksrheinische A 555 (Köln-Bonn). In Hersel setzten wir mit der Rheinfähre nach Mondorf über, dem Startpunkt unserer Wanderung.
Wir waren nicht die einzigen, die Mondorf als Ausflugsziel ansteuerten, denn der Wettergott meinte es an diesem Tag besonders gut. Die Sonne strahlte von einem fast wolkenlosem Himmel, und so mussten wir uns auf der Fähre ‚Mondorf‘ den Platz mit zahlreichen Radfahrern teilen und uns in Mondorf ziemlich lange nach einem Parkplatz umschauen. Gleich die ersten Schritte unserer Wanderung fielen uns schwer. Auf einer Tafel neben dem Eingang zum Café ‚Hafenschlösschen‘ wurde leckere Eissplitter-Torte angeboten, leider nur so lange der Vorrat reicht, was uns sehr nachdenklich stimmte. Doch wir schritten entschlossen weiter, entlang eines toten Arms der Siegmündung, der heute als Bootshafen dient. Unser Weg führte nun vorbei an Wiesen und Feldern, durch kurze Waldstücke, wo wir den kühlen Schatten der Bäume genossen. Nach einem leichten Anstieg erreichten wir Bergheim a. d. Sieg. Zu unserem Erstaunen entdeckten wir hier einen kleinen Weinberg, mehr ein Weinfeld, mit fast reifen Trauben. Außerdem gibt es hier ein Fischereimuseum, dass den Fischfang an der Sieg im Laufe der Jahrhunderte dokumentiert. Uns stand der Sinn weniger nach Fisch. Wieder dachten wir an die leckere Eissplitter-Torte und an den Hinweis … solange der Vorrat reicht. Hinter Bergheim a.d.Sieg wanderten wir weiter auf einem erhöhten Damm. Ein Warnschild auf der linken Seite wies auf die örtlichen Gefahren hin: Bei Hochwasser sollte man sich hier nicht aufhalten. Es bestand sogar Lebensgefahr. Die Fluten der Sieg konnten Wiesen, Äcker und sogar ganze Waldstücke unter Wasser setzen.
Nur wenig weiter überquert die L 269 auf Stelzen unseren Weg. Vermutlich aus dem gleichen Grund. Der Autolärm der Landstraße über uns war nicht zu überhören, als wir ein Stück unter der Fahrbahn bis zur Sieg wanderten, die hier nur einige Meter breit ist.
Es waren jetzt nur noch wenige Schritte zum Restaurant ‚Zur Siegfähre‘, wo wir einen Tisch reserviert hatten. Das Bier und die leckeren Schnitzel ließen keinen Gedanken an die Eissplitter-Torte in Mondorf aufkommen. Wer weiß? Vielleicht gab es noch ein Stück, wenn wir wieder in Mondorf eintrafen!
Die Sieg
Schon von unserem Tisch aus, konnten wir die kleine Personenfähre beobachten, die einzige Einmann-Fähre Deutschlands, die Wanderer und andere Touristen hier über die schmale Sieg setzte. Die Fähre ist an einem Seil befestigt, sodass der Fährmann die Strömung der Sieg ausnutzen kann, um von einem Ufer zum anderen zu gelangen. Er schien froh zu sein, sich mit uns unterhalten zu können. Aber dahinter steckte wohl mehr die Absicht, zusätzlich zu den 50 Cent Fährlohn noch ein Trinkgeld zu erhalten. Guter Dinge und mit dem Gedanken an die Eissplitter-Torte in Mondorf, brachen wir wieder auf. Unser Weg führte auf einem hohen Damm durch die Siegaue. Immer wieder bemerkten wir Sturmschäden: Getreide war niedergewalzt und Äste abgeknickt worden; ganze Bäume lagen umgestürzt rechts und links, bis wir mitten auf unserem Weg Halt machen mussten. Äste und Reisig waren merkwürdigerweise zu einem unüberwindbaren Hindernis aufgetürmt worden. In dieser Formation konnte das nicht der Sturm angerichtet haben. Wir umwanderten das Hindernis in einem großen Bogen und setzten auf der anderen Seite unseren Weg fort. Inzwischen war es unangenehm warm, fast schwül, geworden. Nur der Gedanke an unsere Eissplitter-Torte trieb trieb uns voran, vorbei an Maisfeldern, durch schattige Waldstücke und wieder auf einem erhöhten Damm. Wir überquerten zuletzt gleich mehrere fast ausgetrocknete Mündungsarme der Sieg auf Holzbrücken, bewunderten, mit welcher Wucht der letzte Sturm hier sogar dicke Bäume abgeknickt hatte, und erreichten kurz vor Mondorf wieder den Bootshafen.
Am Ende des Weges, schon in Mondorf, staunten wir über eine weitere Absperrung, die wir nur mühsam überwinden können, drehten uns um und lasen auf einem Schild, dass die Benutzung des Weges wegen Lebensgefahr nicht gestattet war. – Eine wichtiger Hinweis am Ende einer mehrstündigen Wanderung! Unsere Schritte wurden schneller; beseelt von dem Gedanken an die Eissplitter-Torte, erreichten wir endlich das Café Hafenschlösschen und atmeten erleichtert auf, als uns die Bedienung mitteilte, dass noch genug vorhanden war. Zufrieden mit uns und der Erkenntnis, dass sich auch diese Wanderung gelohnt hatte, setzten wir auf der Rückfahrt mit der Rheinfähre von Mondorf nach Hersel über und erreichten ungefährdet den Wiener Weg in Köln-Junkersdorf. |